Über uns

Über uns, oder wie alles angefangen hat …

Rückblick auf  die Entstehungsgeschichte  des 1. Judo-Club Nieder-Roden

Angefangen hat alles an Fasching 1971

Nieder-Roden, eine selbständige und aufstrebende Gemeinde im Landkreis Dieburg, mit 3.200 Einwohnern 1955 und 6.500 Einwohnern 1965, war bis 1971 durch Erschließung mehrerer Neubaugebiete auf ca. 11.000 Einwohner angewachsen.

1971

Manfred Löhmer, Neubürger in Nieder-Roden, traf auf einem Maskenball einen hiesigen Kunstschmied, der sich als Judoka verkleidet hatte. Als aktiver Judoka interessierte ihn natürlich brennend, ob es für diese Sportart in Nieder-Roden Trainingsmöglichkeiten gab. Dies wusste der unechte Judoka auch nicht, und verwies ihn an die Turngemeinde Nieder-Roden. Mit dem Ziel vor Augen, bald wieder seinen Sport auszuüben, erkundigte sich Manfred Löhmer bei den Vereinen in Nieder-Roden und den Nachbarorten, erhielt aber überall eine für ihn negative Auskunft.
Etwa zur gleichen Zeit wurde der 1. Vorsitzende der TG Nieder-Roden noch von einer weiteren Person nach Trainingsmöglichkeiten für den Judo-Sport befragt. Albrecht Schmidt, ebenfalls Neubürger in Nieder-Roden, wollte seinen Sport an seinem neuen Wohnort ausüben.

Der TG-Chef musste daraus geschlossen haben, dass eine Nachfrage für den hier noch unbekannten Sport bestand und lud Manfred Löhmer zur nächsten Vorstandssitzung der TGN ein, um in diesem Kreis über die Idee, Judo in Nieder-Roden zu betreiben, zu diskutieren. Bei diesem Gespräch fiel der Name Albrecht Schmidt, der auf den hessischen Judomatten schon lange bekannt war. Grund genug für Manfred Löhmer, umgehend mit ihm Kontakt aufzunehmen. Die beiden waren sich sofort einig: für Judo musste etwas in Nieder-Roden getan werden.

Interesse an einem Judo-Club hatte Albrecht Schmidt schon. Er wollte aber nur trainieren, vielleicht auch unterrichten. Den Vorsitz eines Judo-Vereins zu übernehmen, oder die Leitung einer entsprechenden Abteilung in einem Verein, war nicht in seinem Sinn. So kam man überein, dass im Falle eines entsprechenden Zusammenschlusses, Manfred Löhmer für den „Vereinskram“ und Albrecht Schmidt für den Trainingsbetrieb vorzusehen. Auf dieser Basis trugen die beiden ihre Vorstellungen dem Vorstand der TG Nieder-Roden vor. Besonders bei den älteren Vorstandsmitgliedern dieses Vereins fanden die Initiatoren ein offenes Ohr. Vielleicht war es die Erinnerung an die eigenen Schwierigkeiten beim Einbringen neuer Ideen, die ein älteres Vorstandsmitglied Partei ergreifen ließ: „Gebt ihnen doch eine Chance als Abteilung innerhalb der TGN “.

Nach heftiger und ausführlicher Diskussion war der TGN Vorstand bereit dieses Neuland zu betreten. Einstimmig wurde der Kauf einer Judo-Matte beschlossen, und dann lief alles gleich auf Hochtouren.

Angekündigt durch mehrere Presseinformationen starteten die Judoka am 16. Juni 1971 mit Aktiven aus befreundeten Vereinen die erste Judo-Demonstration in Nieder-Roden. Veranstaltungsort war die alte TGN Halle am Bahnhof. Der Erfolg war überwältigend. Schon nach wenigen Wochen präsentierte sich die neue Abteilung mit 60 eingetragenen Mitgliedern und einem regelmäßigen Trainingsbetrieb für Kinder, Jugendliche und Erwachsene, und der Zuspruch war ungebrochen. Nach wenigen Monaten hatte sich die Zahl der aktiven Mitglieder schon verdoppelt. Sehr schnell stellten sich die ersten Erfolge bei Wettkämpfen ein, die Ansporn für die junge Abteilung und zugleich Anreiz für neue Mitglieder waren. Nach drei Jahren war die Abteilung so stark angewachsen, dass man nach einer Verbesserung der Trainingsmöglichkeiten suchte, denn die kleine Halle am Bahnhof war auch Trainingsort für die anderen Sportler der TG, insbesondere der Turner. Nicht selten wurde neben den Judomatten die Tischtennisplatten aufgestellt und kräftig trainiert.

1974

Nach drei Jahren Judo-Aktivität in der Halle am Bahnhof wollte man Nägel mit Köpfen machen. Am 17. Juni 1974 trafen sich die aktiven Judoka Walter Janssen, Albrecht Schmidt, Rolf Jäger, Bernd Wölfer, Heinrich Guschelbauer, Manfred Löhmer, Volker Saminkeit, Jürgen Kühl und Frank-Ulrich Lenz zur ersten Arbeitssitzung um Namen und Satzung eines eigenständigen Judo-Clubs zu erarbeiten. Man einigte sich schließlich auf den Namen 1.Judo-Club Nieder-Roden/Rodgau e.V. Mit welcher Weitsicht dieser Name gewählt war, konnte man erst viel später erkennen, denn die Zusammenlegung der Orte Nieder-Roden, Dudenhofen, Jügesheim, Hainhausen und Weiskirchen zur Gemeinde Rodgau erfolgte erst 1977 und bis zur Stadterhebung dauerte es dann auch noch einige Zeit.

Zum 1.Vorsitzenden wählte die Gründungsversammlung Walter Janssen, ihm zur Seite stand als 2. Vorsitzender Rolf Jäger. Bernd Wölfer trat als Schatzmeister mit leerer Kasse ein schweres Amt an. Für Albrecht Schmidt änderte sich wenig, er blieb Sportleiter, hatte aber im neuen Verein die Unterstützung durch Volker Salminkeit.

Am 17. Juni 1974 hatte Nieder-Roden nun einen neuen Verein mit einem hoffnungsvollen Namen, arbeitsbereitem Vorstand, ohne finanzielle Mittel und ohne die für Judo so wichtige Judomatte („Tatami“, wie die Fachleute sagen). Und einen Trainingsraum hatte der Verein auch nicht. Also mussten zunächst die zwei Hauptprobleme gelöst werden. Woher ein Dojo, woher die Matte bekommen. Zur Dojo-Frage hatte Volker Salminkeit eine Idee:

„Das Gasthaus zum Engel, da gibt es einen Saal. Man müsste mal mit dem Siska-Herbert sprechen. Der alte Saal, den jeder im Ort kennt, der ist doch bestens für unsere Zwecke geeignet“.
So war es Aufgabe des neugewählten Schatzmeisters mit seinem 2.Vorsitzendenden und leerem Beutel, aber mit viel Optimismus, gleich nach der Sitzung initiativ zu werden. Sie hatten sich ausgerechnet, welchen Betrag sie für Miete zur Verfügung hatten. Schließlich gab es ja noch die Abteilung Judo bei der TG Nieder-Roden. Würde diese weiterhin bestehen ?

Sie hatten nur einen vagen Überblick über die zu erwartenden Mitgliedsbeiträge. In diesem Bewusstsein dem Wirt vom „Engel“, Herbert Spahn, gegenüber, der die ganze Sache recht positiv sah. Auf die Frage der Saalmiete nannte er jedoch das Doppelte des verfügbaren Betrages und damit platzte die Hoffnung auf einen Trainingsraum wie eine Seifenblase.

Ob es die bestürzten Gesichter der seit wenigen Stunden amtierenden Vorstandsmitglieder waren oder Argumente wie Jugendförderung, Unterstützung eines jungen Vereins und das „Gasthaus zum Engel“ zum Vereinslokal machen zu wollen und damit auch den Umsatz zu erhöhen, weiß nur Herbert Spahn allein. Er sagte wörtlich: „Ich war schon immer dabei, wenn es darum ging, die Jugend zu unterstützen; ihr bekommt meinen Saal für den Betrag, den ihr ausgeben könnt“.

Ohne diese Zusage wäre es mit Sicherheit nicht zur baldigen Realisierung der Pläne des neuen Vereins gekommen, denn auf der nun vorhandenen Basis konnten die weiteren noch anstehenden Probleme gelassener angegangen werden. Auch die Frage nach der Judomatte klärte sich schnell: Die Turngemeinde Nieder-Roden hatte sich entschlossen die Abteilung Judo wieder aufzulösen. Die nicht mehr benötigte Matte wurde zum Verkauf angeboten. Die für den Erwerb notwendigen Geldmittel wurden von den Vorstandsmitgliedern aus eigener Tasche aufgebracht und dem Verein als zinsloses Darlehen zur Verfügung gestellt. Noch innerhalb des ersten Vereinsjahres konnte der Schatzmeister die Auslagen für die Matte zurückerstatten. Ein teurer Bankkredit war gespart. Am 14. September wurde der Saal in Eigenhilfe für die Zwecke des Vereins hergerichtet. Die Wände erhielten teils einen neuen Anstrich, Judo-Lehrtafeln wurden angebracht, damit am 4.Oktober 1974 der 1. offizielle Trainingsabend des 1.Judo-Club Nieder-Roden/Rodgau e.V. stattfinden konnte.

Fast 50 Kinder, Jugendliche und Erwachsene, darunter viele neue Gesichter, drängten sich an diesem Tag auf der überfüllten Judomatte. Von diesem Zeitpunkt an wurden an vier Abenden pro Woche Trainingsmöglichkeiten angeboten. Das gesteckte Ziel war erreicht. Ein eigenständiger Verein mit eigenem Dojo. Dass der Raum dunkel war, vor dem Training die Matten aufgebaut und mit einer schweren Segeltuchplane abgedeckt werden musste, es keine Umkleidekabinen und keine Duschen gab, störte niemanden. In der Halle am Bahnhof hatte es diesen Luxus auch nicht gegeben. Ein großer alter Ölofen in der Ecke des Raumes brachte in kalten Wintermonaten die notwendige Wärme in den Saal. Die letzte Gruppe hatte die Judo-Matte wieder abzubauen und zu verstauen. Der Heimweg der älteren Judoka nach dem Training führte nicht selten durch den Schankraum des Gasthauses zum Engel. So manche Stunde wurde dann noch am Stammtisch des Vereins verbracht.

Auch zum Feiern bot sich der Saal an. Im Dezember 1974 stieg die erste Weihnachtsfeier des 1.JCNR, zu dem alle, die bisher in Nieder-Roden „Judo gemacht“ hatten, eingeladen waren.
Die erste Jahreshauptversammlung wählte am 6.Juni 1975 Jürgen Kühl zum neuen 1. Vorsitzenden. Jürgen Kühl hatte sich bereits in der Gründungsphase sehr intensiv und erfolgreich für die Belange des Vereins eingesetzt. Unter seiner Leitung ging der steile Aufstieg des Vereins kontinuierlich weiter. Pressemeldung wie „Nieder-Roden auf dem Weg zur Judo-Hochburg“ oder  „Weitere Wettkampferfolge für den 1.Judo-Club“ waren keine Seltenheit.

Auch die im Rodgau ansässigen anderen Vereine zeigten reges Interesse an den Aktivitäten des 1.Judo-Club Nieder-Roden. Sie fanden auch immer ein offenes Ohr, wenn Hilfe benötigt wurde, wie z.B. bei der Vorbereitung der DRK Weihnachtsmärkte und des SOS-Basars, oder bei der Mitgestaltung des Festprogramms der Ortsvereine. Bei zahlreichen Jubiläen und sonstigen Veranstaltungen ernteten die Judoka großen Applaus, wenn sie der breiten Öffentlichkeit ihr Können vorstellten.

Das Dojo in der neuen Sporthalle. 

Im Dezember 1974 gründete sich ein „Initiativausschuß Sporthalle Nieder-Roden“. Aufgrund der vielfältigen Probleme sprachen sich alle Parlamentsfraktionen im September 1975 für den Bau der Sporthalle auch ohne Landesbeihilfen aus. So kam es, dass die neue Sporthalle an der Wiesbadenerstraße von der Gemeinde Nieder-Roden in eigener Trägerschaft ohne Beihilfen aus Kreis- und Landesmitteln erbaut wurde.

Erster Spatenstich war am 26.4.1976. Nach achtmonatiger Bauzeit konnte das Gebäude am 12. Dezember feierlich eingeweiht werden.

An den Veranstaltungen zur Einweihung der neuen Sporthalle beteiligte sich auch der 1.Judo-Club. Die Kinder begeisterten die vollbesetzten Ränge mit ihren Techniken, TaeKwon-Do wurde gezeigt, Jugendliche und Erwachsene zeigten Fallübungen und Wurftechniken. Ein Höhepunkt des Abends war ein freundschaftlicher Vergleichskampf zwischen den Judoka des 1. JCN und einer Hessenauswahl. Das erste große Judo-Turnier in Nieder-Roden überhaupt und gleich gegen eine respekteinflößende Hessenauswahl. Ob es der Heimvorteil war? Das Ergebnis konnte sich sehen lassen. Die Mannschaft des 1. Judo-Club Nieder-Roden musste sich nur knapp geschlagen geben. Besondere Leistungen zeigten damals vor allem Albrecht Schmidt und Frank-Ulrich Lenz.
Seit Übergabe und Einweihung der neuen Sporthalle verfügt der 1.Judo-Club Nieder-Roden über den neuen Trainingsraum, den alle kennen. Mit Beginn des Baues der Sporthalle hatte der Vorstand mit Jürgen Kühl an der Spitze sofort bessere Trainingsmöglichkeiten gewittert und sich intensiv für den Erhalt eines neuen Trainingsraumes eingesetzt. Mit einem lachenden und einem weinenden Auge musste der 1.Judo-Club Abschied von dem alten Saal des Gasthauses „Zum Engel“ an der Hauptstraße nehmen. Die Trainingsmöglichkeiten waren jetzt für die Aktiven wesentlich besser, Umkleideräume und Duschen standen zur Verfügung, der Trainingsraum freundlich und hell, die nutzbare Mattenfläche größer und mit neuen, festliegenden Matten ausgelegt. Aber der Weg zum Vereinslokal war lang geworden und lag nicht mehr am direkten Nachhauseweg. So reduzierten sich die Treffen am Stammtisch. Regelmäßige Veranstaltungen, wie Vorstandssitzung, Jahreshauptversammlung, Weihnachtsfeiern und Neujahrsfrühstück sind auch weiterhin im Vereinslokal „Gasthaus zum Engel“.